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Projekt Klang der Stolpersteine

Der „Klang der Stolpersteine“ ist eine politisch-künstlerische Aktion Jenaer Bürger, initiiert und koordiniert von Klaus Wegener, Prof. Gerhard Paulus und Till Noack. 2024 gestalteten 629 Menschen die Gedenkaktion aktiv mit. 2361 Zuschauerinnen und Zuschauer wurden gezählt, insgesamt also fast 3000 Teilnehmende.
Es ist ein ganz besonderes Klang-Denkmal.

Am 9. November, dem Tag der Reichspogromnacht 1938, finden seit 2017 an vielen Orten der Stadt Kurzkonzerte und kleine Performances statt. Zu einer vereinbarten Zeit singen und spielen alle KünstlerInnen, ZuhörerInnen, PassantInnen, HelferInnen an ihren jeweiligen Orten, über die ganze Stadt verteilt, das gleiche Lied. Es ist „Dos Kelbl“, ein Lied aus dem Jahr 1940 oder 41 in jiddischer Sprache. Es handelt von Leid und Freiheitssehnsucht.

Seit über 30 Jahren, schon seit vor der Wende, findet am 9.11. am Westbahnhof eine Gedenkveranstaltung statt. Zu dieser Gedenkveranstaltung (organisiert vom Jenaer Arbeitskreis Judentum und der Stadt Jena) ziehen danach KünstlerInnen, HelferInnen, PassantInnen etc. und singen im Verlauf dieser dann noch einmal GEMEINSAM ihr Lied.

Es sind MusikerInnen aller Stilrichtungen dabei, Chöre, Blasorchester, Sängerinnen und Sänger, Jazz-, Pop- und Punkbands, Philhamoniker. Darüber hinaus auch Theatergruppen und Schulklassen. Sie alle einen die drei Ziele der Aktion: Sich zu verneigen vor den Opfern des Nazi-Terrors, ein aktuelles politisches Statement für Menschenrechte, Respekt und Toleranz zu geben und – last but not least – die Stadt wenigstens für diesen besonderen Tag unzugänglich zu machen für Aufmärsche der Ewiggestrigen.

Die Orte wurden mit Sorgfalt gewählt. Da sind zum einen die Orte an denen Stolpersteine an Mitbürger erinnern, die während der Nazizeit ermordet oder in den Tod getrieben wurden. Aber auch am Denkmal für die Geschwister Scholl, an den Tafeln zur Erinnerung an den Todesmarsch aus dem KZ Buchenwald und an anderen Orten, die mit der Geschichte von Opfern des Nazi-Regimes verbunden sind, erklingt an diesem Abend Musik oder sind Aufführungen zu erleben. Seit 2020 gehört auch der Enver-Simsek-Platz dazu. In Erinnerung an das erste Mordopfer des NSU.

Anknüpfend an die lange Tradition bürgerlichen Engagements gegen Unterdrückung und Hass in Jena wollen die Akteure mit den friedlichsten Mitteln dem Wiedererstarken der Barbarei entgegengetreten: dem Gesang, der Musik, der Kunst.

Aus aktuellem Anlass:
Bitte keine Flaggen!
Der Klang der Stolpersteine steht für die Achtung der Menschenwürde und damit gegen Faschismus, Rassismus, Antisemitismus usw. Es schmerzt uns sehr, dass es für den Klang der Stolpersteine notwendig geworden ist, dies seiner Glaubwürdigkeit willen auch in Richtung Israel zu äußern.
Ganz generell halten wir Flaggen, Nationalflaggen insbesondere, beim Klang der Stolpersteine für deplatziert.
Im Anbetracht andauernder Kriegsverbrechen und nicht verfolgter Verbrechen radikaler Siedler in den besetzten Gebieten halten wir auch die israelische Nationalflagge für ein missverständliches Symbol beim Klang der Stolpersteine. Der Davidstern alleine empfänden wir als viel passender.

Noch eines: Die Veranstaltung am Westbahnhof ist eine Veranstaltung der Stadt und des Arbeitskreis Judentums, keine des Klangs der Stolpersteine. Wir bitten mit den dort zuständigen Veranstaltern abzustimmen, wie sie die Dinge sehen.

Weiterführende Informationen:

https://sprechende-vergangenheit.de

https://geschichte.jena.de/stolpersteine